Samstag, 5. Mai 2012

Die Sache mit der EM

Soso, da haben wir mal wieder ein Thema. Ein Thema über welches wir munter diskutieren können damit nach dem Schlusspfiff wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht und die nächste Sau durchs Dorf getrieben werden kann.

Ich fasse mal kurz zusammen: Wir empören uns, weil ein korruptes Regime eine ebenfalls korrupte Millionärin inhaftiert hat, welche jetzt schwer krank ist und sich im Hungerstreik befindet. In Wahrheit empören wir uns aber, weil wir mit gutem Gewissen in ukrainischen Stadien hocken, Bier saufen und herumgröhlen wollen. Weil wir überbezahlten Fußballspielern zujubeln wollen, die von den eigentlichen Problemen des Landes nicht den leisesten Hauch einer Ahnung haben und auch nicht haben wollen. Denn diese sind weitaus ekelhafter als wir denken - aber das wollen wir nicht wissen.

Um was geht es? Um Timoschenko? Keineswegs. Mal ehrlich - die Frau ist uns doch im Prinzip egal. Sie ist für uns nur eine Ablenkungsfigur. Sicherlich - in ukrainischen Gefängnissen geht es den Menschen schlecht. Die Haftbedingungen sind wohl in keinem Land so gut wie bei uns. Da brauchen wir nur mal in Richtung Italien oder Frankreich schauen. Da sieht's - was Haftbedingungen betrifft - schon ganz anders aus. Und noch schlimmer ist das natürlich auch in der Ukraine. Ja, die Situation in ukrainischen Gefängnissen ist schlimm. Aber wäre sie das nicht auch, wenn man Frau Timoschenko freilassen würde? Wen interessieren die vielen anderen Häftlinge, die wegen Kapitaldelikten, Drogenhandel oder Kindesmissbrauch entweder gefoltert oder sich selbst überlassen werden? Wen interessieren die anderen Probleme des Landes? Wer weiß etwas über das landesweite Alkoholproblem, weil dort Bier auch von minderjährigen zum Frühstück getrunken wird wie hierzulande Apfelschorle? Wer empört sich über das massive HIV-Problem in dem Land? Wer über die mafiös durchorganisierte Kinderprostitution? Ich sag' es Ihnen: Keine Sau! Wir diskutieren hier lieber über mishandelte Hunde und über eine (übrigens zurecht!) inhaftierte Millionärin die im Gefängnis logischerweise nicht den üblichen Luxus genießt. Um was geht es also? Natürlich um uns. Und zwar nur um uns. Alles was uns interessiert, ist, eine feucht-fröhliche EM zu feiern. Ohne schlechtes Gewissen. Würde man Frau Timoschenko freilassen oder von deutschen Ärzten behandeln lassen, wäre alles supi für uns. Olé olé, wir sind humanistisch und haben mit unserem Protest was wirklich tolles erreicht - weil wir so toll sind.

Das Julia Timoschenkos Inhaftierung natürlich auch ein Stück weit politisch motiviert ist - ist soweit klar. Sie versuchte, Putins Erdgas-Sanktionen zu unterwandern und hat damit erst einmal Putin und dann der Ukraine geschadet. Was aber hierzulande kaum einer weiß - sie hat staatliche Gelder veruntreut. Sie hat in den 90er Jahren Steuern hinterzogen, Geldwäsche betrieben. Es soll sogar Hinweise darauf geben, dass sie in einen Mordfall verwickelt sei. Die Liste der Vorwürfe gegen Sie ist wirklich lang - ich halte es für abwegig, dass sich eine Regierung mehr als eine polittische Affäre einfach nur ausdenkt. Ginge es "nur" um Steuerhinterziehung, wäre dies eher denkbar. Alleine das Lesen der Vorwürfe bei Wikipedia lässt vermuten, dass sie nicht so sauber zu sein scheint, als sie es vorgibt. Egal wie - solange sie Präsidentin des Landes war - war sie vor Verfolgung sicher. Nach ihrer Abwahl aber war sie es nicht mehr. Sie wurde zurecht verurteilt und inhaftiert - weil sie selbst korrupt ist und war. Und weil das nebenbei auch Putin in die Hände spielt, sagt sie nun, ihre Verurteilung sei ausschließlich politisch motiviert. Ja, sie leidet an einem Bandscheibenvorfall. Sie wollte deswegen behandelt werden, hat öffentlichkeitswirksam protestiert - und sie wurde schließlich auch behandelt. Auch dass wird in unseren Medien eher selten vermittelt. Nein - das Ganze ist ein Schachzug ihrerseits. Ein medienwirksamer Schachzug.

Das gilt auch für den Hungerstreik. Ein Hungerstreik ist immer etwas, was sehr viel mediale Aufmerksamkeit erregt - das wussten schon die RAF-Terroristen. Aber wussten Sie, dass derzeit bereits seit ca. vier Wochen ein weiterer Hungerstreik stattfindet? Ja, Sie haben richtig gelesen. Ungefähr 2000 Inhaftierte in einem israelischen Gefängnis protestieren auf diese Weise gegen die sogenannte Verwaltungshaft. Verwaltungshaft bedeutet, dass Mitarbeiter der Verwaltung und Polizisten - also nicht die Justiz - Personen einsperren dürfen, wann immer sie der Ansicht sind, die betreffende Person sei gefährlich - aus welchem Grund auch immer. Die Internierung erfolgt dann ohne Prozess und ohne Angaben darüber, wie lange derjenige sitzen wird. Einige sind schon seit mehreren Jahren eingesperrt. Die meisten sind Palästinenser. Interessiert das hier jemanden? Nein, natürlich nicht. Aber im nahen Osten ist ja auch keine Fußball-EM.

Übrigens: Ein Boykott hilft dem Land nicht weiter! Die ohnehin schon klamme Ukraine hat sich weiter verschuldet, damit die Stadien rechtzeitig fertig werden. Diese müssen ja schließlich UEFA-konform sein. Man braucht dort jeden Cent - auch von uns. Darum sollte man dahin fahren, die Spiele ansehen, dort übernachten und vielleicht irgendwo essen gehen, damit wenigstens ein kleiner Teil unseres Geldes in dem Land bleibt.

Diese ganze Timoschenko-Debatte ist also nichts weiter als der Versuch, eine Möglichkeit zu finden, in einem problemüberhäuften Land guten Gewissens eine dufte Party zu feiern und sich nicht um das restliche Volk zu scheren. Wäre in der Ukraine nicht EM - Weder Frau Timoschenko noch irgendein Straßenköter würde uns interessieren. Und wäre Frau Timoschenko nicht inhaftiert - kein Mensch hätte etwas für das Land selbst und seine Probleme übrig. Na dann - Olé olé Schlaaaaand!

Montag, 26. März 2012

Die Sache mit den Piraten

Da ich unlängst Zeuge eines sehr unqualifizierten Gespräches über die Saarland-Wahl und den Erfolg der Piratenpartei wurde, habe ich mir vorgenommen, hier mal wieder einen Beitrag zum Besten zu geben. "Wer solche Leute wählt, muss ein absoluter Idiot sein" bekam ich unter Anderem zu hören. Dieses Gespräch enthielt noch weitere tolle Kommentare, die ich hier nicht wiedergeben möchte.

Die Piratenpartei als "solche Leute" und "Chaoten" zu bezeichnen und deren Wähler den Titel "Idioten" zu geben, halte ich persönlich mal wieder für eine typisch engstirnige und typisch deutsche Verhaltensweise, die nur davon zeugt, wie wenig Gedanken sich manch einer hierzulande über unsere Zukunft macht.

Wer sich den Internet-Auftritt der Partei ansieht, wird Inhalte finden. Sicher sind nicht alle Inhalte so ohne Weiteres umsetzbar. Die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen muss selbstverständlich an die Frage geknüpft werden: Wer soll das bezahlen? Derzeit eher utopisch als realistisch. Ähnlich verhält es sich mit dem Ruf nach einer teilweisen Legalisierung von Drogen. Der Knackpunkt dieser Forderung ist ganz einfach der, dass die Piraten sich damit in eine etwas unglaubwürdige linke Ecke stellen. Aber ist das schlimm? Nein, keinesfalls. Man erinnere sich zurück an die Grünen in den 1980er Jahren. Die Mitglieder forderten einen sofortigen Atomausstieg. Die Menschen, die das damals hörten haben die Parteimitglieder der Grünen nur ausgelacht, sie als Öko-Freaks bezeichnet, die keine Ahnung vom Politikgeschäft hätten. Kam der Atomausstieg? Ja, aber nicht in den 80er Jahren. Wie hätte man Ersatz schaffen sollen? Welche alternativen Energien hätte es damals gegeben? Das mussten die Grünen lernen, sie mussten die bittere Pille schlucken, dass nicht jeder gut gemeinte Vorschlag sofort, mancher auch garnicht umsetzbar ist.

So oder so ähnlich wird es sich über kurz oder lang auch mit der Forderung der Piraten nach einem bedingungslosen Grundeinkommen verhalten. Es ist ein gut gemeinter Gedanke - nicht mehr und nicht weniger. Umsetzbar erscheint dies derzeit jedoch nicht. Und um das Beispiel des Atomausstiegs nochmal aufzugreifen: Die ersten Beschlüsse hierzu wurden erst 1998 unter Gerhard Schröder gefasst, anschließend hat die jetzige schwarz-gelbe Regierung den Ausstieg vom Ausstieg beschlossen und nach Fukushima den Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg. Bis 2022 sollen alle AKW's abgeschaltet sein. Dann werden fast 40 (!) Jahre vergangen sein, seit die Grünen die Abschaltung erstmals gefordert haben. Man sieht - solche radikalen Umbrüche sind keinesfalls so radikal wie sie zunächst erscheinen mögen. Nur keine Angst lautet also die Devise. Haben die Piraten noch andere Inhalte? Und wie!

Sie beziehen Stellung zum Thema Bildung, KiTa-Plätze, Innere Sicherheit, Energiepolitik und vieles mehr. Natürlich steht auch deren Klassiker "freise Internet" vorne auf der Agenda. Einzig und allein das Thema "Eurokrise" und "ESM" wird von den Piraten ausgespart. Ein Sprecher gab hierzu nur bekannt: "Wir haben keine Linie zum Thema Euro". Und diese Tatsache weckt die Missgunst der engstirnigen Marktplatzpolitiker. Wie soll eine Partei je Fuß fassen können, wenn sie hierzu keine Meinung hat? Sie werden als Chaoten abgetan. Doch genau diese Stimmenthaltung macht womöglich den Erfolg der Piraten aus. 

Wer heute die Nachrichten verfolgt, tut sich häufig schwer, diese auch inhaltlich aufzunehmen. Politik ist heute nur etwas für "Insider". Zumindest könnte man das denken. Kaum einer versteht, was eigentlich gemeint ist, viele Menschen können nichts mit dem anfangen, was etablierte Politiker von sich geben. Die Eurokrise zeigt das nur allzu deutlich. Selbst Wirtschaftsprofessoren und Chefvolkswirte widersprechen sich gegenseitig und scheinen auch kaum durchzublicken. Die Piraten wollen das ändern.

Kaum einer weiß heute, was genau der Bundesrat ist und aus wie vielen Mitgliedern er besteht. Ebenso wenig Wissen herrscht darüber, wie der Bundeskanzler ins Amt kommt oder die Minister. Fragen wie: "Wie genau entsteht ein Gesetz? Wieviele Mitglieder hat die Bundesversammlung? Welche Rolle spielen Parteien?" werden oft nur mit Schulterzucken beantwortet. Die Piratenpartei steht für Aufklärung über genau solche Dinge. Sie steht weiterhin für Transparenz in der Politik, Bürgernähe und Mitbestimmung. Eben genau das, was viele Wählerinnen und Wähler heute vermissen und deshalb lieber zu hause bleiben anstatt zur Wahlurne zu gehen. Immerhin: 20 % der Wählerstimmen für die Piraten im Saarland stammen aus dem Lager der Nichtwähler. Offenbar wird die Partei als Lichtblick angesehen, als jemand, der endlich einmal mit der Stimme des Volkes spricht. Die etablierten Parteien wechseln immer fleißig von Regierungsverantwortung zu Oppositionsbank und umgekehrt - als sei es eine Art Reise nach Jerusalem. Sie bewerfen sich gegenseitig mit Hartz IV, Steuererhöhungen, dann wieder Steuersenkungen, PKW-Maut usw. Die Opposition wirft der Regierung meistens genau die Fehler vor, die sie in der Vergangenheit selber gemacht hat bzw. in Zukunft selber machen wird. Und umgekehrt natürlich. Eigentlich ist es egal, ob man die Union, SPD, FDP oder Grüne wählt. Im Endeffekt kommt immer das Gleiche dabei heraus. Kein Wunder also, dass die scheinbare Politikverdrossenheit zunimmt.

Politikverdrossenheit? Aber nicht doch! Offensichtlich muss die vielbesagte Politikverdrossenheit als Politikerverdrossenheit bezeichnet werden. Diejenigen, die die Piraten gewählt haben, haben ihre Aufgabe als Wähler durchaus verstanden. Es fehlte bislang nur an echten Alternativen. Bürgernähe und Transparenz - Das kommt an. Ebenso die Tatsache, dass sich die Piraten innerhalb weniger Wochen in sämtlichen Bundesländern zu Landesgruppen organisiert haben. Ein unglaubliches Tempo, welches die Etablierten häufig vermissen lassen. 

Und sind die Piraten verfassungsfeindlich? Im Gegenteil. Sie bejahen das Grundgesetz. Nach deren Willen sollte es sogar mehr Grundrechte geben, als in unserer Verfassung schon verankert sind. Was davon Sinn macht und was nicht, bleibt natürlich abzuwarten. Aber: eine Partei, die es schafft, so viele Nichtwähler zu mobilisieren, kann unserer Demokratie nicht schaden. Die Basisdemokratie ist der Boden des Parlamentarismus. Die "Alten" im Bundestag werden sich auf die Piraten einstellen müssen. Und sie werden von ihnen profitieren. Jede Stimme eines Nichtwählers für die Piraten schwächt verfassungsfeindliche Parteien, die ich jetzt vorsichtshalber mal nicht nenne. Es kann also nur gut sein. 

Da wird sich auch so mancher Marktplatzpolitiker noch umsehen. Sicher, nicht von heute auf morgen - aber ganz bestimmt langfristig. Manche Ziele der Piraten mögen utopisch sein. Aber wie gesagt, das war bei den Grünen anfangs auch so - heute sind sie eine Feste Größe im Bundestag und in allen 16 Länderparlamenten. Ich denke, in ca. 20 Jahren werden auch die Piraten eine feste Größe sein - und einiges verändert haben.

Sonntag, 18. März 2012

Die Sache mit dem Präsidenten - die Fortsetzung

Haaaaaaaaaach, herrlich oder? Endlich ein neuer Präsident. Ein neuer Kapitän an Bord - wir fühlen uns wieder sicher. Wobei der Vergleich mit dem Kapitän eigentlich falsch ist; denn die Kanzlerin steuert schließlich unser Schiff. Aber nichts desto weniger hat sich heute eine Lücke geschlossen. Viele haben sich den Moment herbeigesehnt, in welchem Joachim Gauck zum 11. Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wird. Die einen, weil sie endlich einen richtigen Präsidenten haben wollten, der auch unangenehm ist, polarisiert und ermahnt; diesem Lager gehöre ich an. Die anderen, weil sie die ewige Debatte über Sinn und Zweck dieses Amtes, die andauernden Meinungen und Beiträge zum Thema Ehrensold usw. nicht mehr ertragen konnten. Diesem Lager gehöre ich ebenfalls an. Ich möchte hier mal meine Sicht der Dinge über die Ereignisse der vergangenen Wochen zusammenfassen.

Dass ich kein großer Wulff-Fan bin und war, lässt sich sicher aus meinem Eintrag vom 13.01.2012 entnehmen. Dennoch bin ich nach wie vor der Ansicht, dass es nicht richtig war, Wulff aus dem Amt zu jagen. Letzten Endes war die ganze "Causa Wulff" nichts weiter als eine gezielte Hetzjagd, die dadurch entstand, weil verschiedene Tageszeitungen sich gegenseitig mit tollen Schlagzeilen überbieten wollten bzw. dies taten. Vom Hauskredit bis hin zum geschenkten Bobbycar - alles war dabei. Schließlich kam die Meldung, dass die Staatsanwaltschaft die Aufhebung von Wulffs Immunität beantragen wolle, was schließlich zu seinem Rücktritt führte. Ein Artikel jagte den nächsten, ein Skandälchen folgte aufs andere, Fernsehreporter huschten hinter Wulff her - das weckt natürlich das Interesse der Staatsanwaltschaft. Eigentlich kam alles so, wie es kommen musste.

Hat Wulff Fehler gemacht? Sicherlich, besonders im Umgang mit der Affäre. Hat er gelogen? Nein, aber er hat auch nicht die ganze Wahrheit erzählt. Schickt es sich für einen Politiker, an jeder Ecke kleine Gefälligkeiten mitzunehmen, nur weil man ist, wer man ist? Keinesfalls, besonders dann nicht, wenn man ein hohes Amt bekleidet. Hätte man ihn, unterstellt, der Wähler hätte gewusst, welches Geschäftsgebaren Wulff betreibt, zum Ministerpräsidenten von Niedersachsen gemacht? Sicher nicht. Gratisurlaube, hier eine Gefälligkeit, da ein kleines Gimmick - das sind alles Dinge, die vielleicht an sich nicht so schlimm sind. Von Spitzenpolitikern wollen wir aber dennoch vorallem eines: Ehrlichkeit. Und war Wulff ehrlich? Aus meiner Sicht nicht. So hatte Wulffs Rücktritt trotzdem sein Gutes. Rechtfertigt dies aber eine mediale Hetzjagd auf das höchste Amt im deutschen Staate? NEIN - zumindest nicht bei solchen Banalitäten. Jeden Tag neue Schlagzeilen, Rücktrittsforderungen aus Opposition und den eigenen Reihen, Demonstrationen, bei denen Menschen ihre Schuhe hoch hielten - das alle zeugt von mangelndem Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten. Das mit dem Schuhe hochhalten ist aus meiner Sicht ohnehin eine Peinlichkeit höchsten Grades: In Ägypten und Libyen nutzten Demonstranten diese Geste, um ihre Verachtung gegenüber einem Despoten zum Ausdruck zu bringen, der  Folter, Unterdrückung, Gewalt und Armut über das jeweilige Land gebracht hatte. Wulffs Fehltritte mit denen von Mubarak und Gaddafi zu vergleichen und dieses Zeichen der Verachtung nach Berlin zu importieren ist eine Ungeheuerlichkeit, die weitaus schlimmer ist als ein Gratisurlaub. Dies lässt nicht nur jeglichen Respekt vermissen sondern auch eine gewisse Fähigkeit, bestimmte Dinge zu differenzieren und zu beurteilen. Genauso verhält es sich mit der "Vuvuzela-Aktion" vor dem Schloss Bellevue bei Wulffs großem Zapfenstreich. Man hatte den Eindruck, die Demonstranten seien 16-jährige Schulabgänger beim Abschiedsscherz. Eine echte Peinlichkeit also und typisch deutsch.

Das Interessante an Wulffs Rücktritt war und ist meines Erachtens auch, dass jegliche Berichterstattung über angebliche Vorteilsannahme und dergleichen wie weggeblasen erschien. Stattdessen begann eine rege Diskussion über Ehrensold, Ehre im Allgemeinen und Zapfenstreich. Einem Bericht des FOCUS zufolge sollen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover wesentlich umfangreicher sein, als bisher bekannt war. Dennoch wage ich an dieser Stelle mal die Prognose, dass die Ermittlungen oder vielmehr die mediale Aufarbeitung derer größtenteils im Sande verlaufen werden. Hier und da eine kleine Randnotiz - das war's. Vermutlich wird am Ende nicht viel dabei herauskommen: Wulff ist unschuldig, dennoch war sein Verhalten unmoralisch, Deutschland schüttelt nochmal mit dem Kopf und das Thema hat sich erledigt.

Was bleibt also? Ein neuer Präsident natürlich, welcher schon vor knapp zwei Jahren mein Favorit war. Ich habe mich heute wirklich gefreut, dass Joachim Gauck dieses Amt übernehmen darf. Endlich haben wir wieder, so hoffe ich zumindest, einen Mahner. Einen, der Menschen wach rütteln und die Politik kritisieren kann und wird. Natürlich sollte man ihn nicht vorab zum Helden küren, das könnte bittere Enttäuschungen mit sich bringen. Ich glaube aber dennoch, dass Joachim Gauck der bessere Präsident ist und ziehe so eine positive Bilanz aus der ganzen nervenaufreibenden Diskussion der letzten Wochen und Monate.  Und hoffentlich wird die Medienwelt nun auch wieder andere Themen entdecken. Haben Sie eigentlich schon mal wieder etwas von der "Costa Concordia" gehört?

Bis zum nächsten Dauerthema

Kai




Der NEUE Präsident

Mittwoch, 1. Februar 2012

Die Sache mit dem Internet

Ja, es ist unvorstellbar groß, es verbindet Menschen auf der ganzen Welt miteinander und es ist für viele eine gigantische Wissensdatenbank. Das Internet, das große weiltweite Netz, worldwide, von jedem nutzbar, relativ kostengünstig und frei. Wir haben freien Zugang zu Online-Enzyklopädien, dürfen unsere Meinung frei und anonym in Foren äußern und können anderen, sei es bei YouTube, bei Sharehosting-Lösungen wie Rapidshare oder sonstigen Angeboten Daten frei zur Verfügung stellen. Egal wo man auf der Welt lebt, selbst in autoritären Staaten, deren Regierungen teilweise sogar online organisiert gestürzt werden, deren Zensur Internetseiten fleißig sperren lässt - nirgendwo ist unsere Welt so frei wie im Netz.

Frei? Ist das wirklich so? Ja, vielleicht. Noch. Denn heute wurde das "Anti-Counterfeiting-Trade-Agreement (ACTA)" - also das Handelabkommen zur Abwehr von Fälschungen - unterzeichnet. Während in den USA noch vor wenigen Tagen gegen die Gesetze SOPA und PIPA protestiert wurde, Wikipedia nur aus einer schwarz-weissen Seite bestand und Google einen Zensurbalken trug, wurde in der EU klammheimlich eben jenes internationale Abkommen zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen zur Endfassung ausgefeilt; heute wurde es - ziemlich unbemerkt - ausgefertigt. Beteiligt sind die Mitgliedsstaaten der EU, Australien, Kanada, Japan, Korea, Mexiko, Marokko, Neuseeland, Singapur, die Schweiz und die USA. Ziel des Abkommens ist es, Produktpiraterie zu bekämpfen; Dokumente sollen einen besseren Schutz erhalten. Darunter fallen Filme, Bilder, Texte und Musik. Bei den Vertretern der Musikindustrie dürften heute die Sektkorken geknallt haben. Es klingt vielleicht auch für Otto Normalverbraucher gut, denn wer etwas Verkaufen möchte, möchte nicht, dass sein Produkt oder seine Idee gestohlen und anderweitig billiger verkauft oder gar verschenkt wird - das versteht jeder. Aber was bedeutet dies für die so hoch gelobte Freiheit im Internet?

Wenn die Betreiber von Angeboten wie YouTube oder Clipfish dazu verdonnert werden, ihre User auf Urheberrechtsverletzungen zu überwachen und gegebenenfalls Nutzer zu sperren; wenn Internetprovider gezwungen werden, ihren Kunden den Zugang zum Internet zu verweigern, weil diese via Tauschbörse verbotenerweise Musik heruntergeladen haben, dann würden im gleichen Atemzug wohl auch viele Onlineangebote stark eingeschränkt werden, sofern sie überhaupt noch möglich wären. Auch Angebote wie Facebook oder diese Plattform hier würden durch das Abkommen aufs Stärktste eingeschränkt werden. Betreiber müssten einen riesigen Überwachungsapparat installieren, der wohl kaum im Verhältnis zum erhofften Nutzen stünde. Die Vielzahl der Angebote und Möglichkeiten - auch die, seine Meinung im Netz frei und anonym zu äußern - würden wohl mittelfristig ganz von alleine ausgedünnt werden. Warum ich dies alles in der Möglichkeistform schreibe? Nun, der Text dieses Abkommens ist stellenweise sehr schwammig formuliert, so dass momentan wohl nur wenig davon umgesetzt werden dürfte. Aber es ist ja auch nur der Anfang.

Die US-Gesetze SOPA und PIPA sind keineswegs vom Tisch - sie liegen nur auf Eis. Man hat die Verabschiedung der beiden Normen auf unbestimmte Zeit verschoben, nicht verworfen. Treten diese Geseetze inkraft, so werden vermutlich die Userzahlen bei Facebook &  Co in den Keller sinken. Aber auch das ist längst nicht alles. Google beispielsweise geht nun dazu über, die gesammelten Daten seiner User miteinander zu verknüpfen, was bisher ausdrücklich laut Aussage des Konzerns nicht geschehen sollte. Nutzer von Google-Angeboten mussten in den letzten Tagen allesamt neue Nutzungsbedingungen akzeptieren. Es gibt viele solche Datenkraken im Netz, und nahezu jeder von uns ist betroffen. Wer dachte, dass nur Google und Facebook unsere Daten sammeln, liegt damit gehörig falsch. Das Sammeln, Verknüpfen und Verwerten von Nutzerdaten ist ein Milliardengeschäft; die meisten Betreiber von großen Online-Angeboten wollen ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Doch viele Menschen glauben, hier gehe die Freiheit zu weit und daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland schärfere Gesetze gefordert werden. Nicht nur zur Bekämpfung der Musik- und Filmpiraterie, nein, auch zum Schutze privater Daten. Ich kann mir gut vorstellen, dass eines Tages ein "Grundrecht auf Unantasbarkeit von persönlichen Daten" diskutiert wird. Das klingt zwar im ersten Moment ziemlich banal, aber wer von uns kann schon in die Zukunft sehen? Und wie war das noch gleich mit dem Klarnamenzwang im Internet? Kaum jemand würde das Medium mehr zur freien Meinugsäußerung oder zur Selbstdarstellung nutzen, wenn die Anonymität fehlt. Wie immer entsprechende Regelungen aussehen mögen - kommen werden sie. Früher oder später. Je mehr wir ausspioniert werden, je mehr Onlinekriminalität sich entwickelt, desto wahrscheinlicher werden solche gesetzlichen Ausgestaltungen in Deutschland, Europa und in der Welt.

Frei? Ist das wirklich so? Ja, vielleicht. Noch. Deshalb sollten wir das Internet nutzen - anonym, frei, weltweit - solange wir noch können. Denn eines steht fest: die Tage der Freiheit im Netz sind gezählt. Das Web wird in etwa fünf bis zehn Jahren wohl kaum mehr so aussehen wie heute, weil es dann von allen Seiten kontrolliert wird.

Samstag, 28. Januar 2012

Die Sache mit dem Verfassungsschutz - Auch die linke Strömung sollte überwacht werden

Da hat sich Gregor Gysi aber wieder mächtig erzürnt, als das rauskam. Als rauskam, dass unser Verfassungsschutz da wohl einige Politiker der Partei Die Linke im Visier hat. "Skandalös!" meinen die einen, "zu Recht!" meinen die Anderen.

Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema schon Mitte dieser Woche äußern; dann las ich einen Kommentar von Jochen Bittner auf der Internetseite der Zeit. Dieser Kommentar gab haargenau meine Meinung zu dem Thema wieder so dass ich überlegt habe, ob ich hier wirklich noch etwas beitragen soll, wenn ich doch im Prinzip nur die Meinung des Kommentators nachplappere. Darum werde ich jetzt still sein und lasse Herrn Bittner sprechen. Herr Bittner, bitteschön:

Droht Gefahr von links?

Wahrscheinlich meinen es die Mitglieder der Kommunistischen Plattform (zu der auch Sahra Wagenknecht gehört) einfach ein bisschen provokativ, wenn sie darüber sinnieren, dass eine neue Gesellschaftsordnung in der Anfangsphase durch »unlogische, nicht objektive, ungerechte, einfache Macht« abgesichert werden müsse.
Wahrscheinlich denken die Mitglieder des Marxistischen Forums rein dialektisch, wenn sie davon schwadronieren, »den Herrschenden« nicht nur »ihre ökonomischen Machtgrundlagen zu entreißen«, sondern sie auch »von den Schalthebeln der staatlichen Macht zu entfernen«. Und wahrscheinlich entspringt es bloß der naiven Verklärung von linksrevolutionärem Totalitarismus, wenn die Parteivorsitzende Gesine Lötzsch Kubas Fidel Castro zu einem »kampferfüllten Leben und erfolgreichen Wirken« gratuliert.
Ein Sammelbecken für viele Strömungen
Aber was, wenn doch etwas anderes dahintersteckt? Wenn die Abschätzigkeit, die bestimmte Mitglieder und Ableger der Linkspartei immer wieder gegenüber Freiheit und Demokratie an den Tag legen, nicht bloße Stillosigkeit ist? Sondern wenn ihnen der Parlamentarismus im Grunde genommen nur das Zweitwichtigste ist?
Die Linke ist ein Sammelbecken für viele Strömungen geworden: enttäuschte Sozialdemokraten. Sozialistische Träumer. Kommunistische Klassenkämpfer. MfS-Altkader. Und krude Jungspunde mit einem Hang zur Militanz. Diesen Rand auszuleuchten ist legitime Aufgabe des Verfassungsschutzes. Es geht nicht darum, eine Partei unter Generalverdacht zu stellen. Es geht darum, verfassungsfeindliche Bestrebungen zu orten, bevor sie Schaden anrichten.
Hat man dem Verfassungsschutz nicht gerade – zu Recht – vorgeworfen, das Undenkbare nicht gedacht zu haben? Extremismus kann auf vielerlei Humus wachsen. Auch auf linkem.
Die Linke muss ihr programmatisches Spektrum klären
Wie beispielsweise ist eine Verlautbarung des Linkspartei-Jugendverbandes Kreuzberg zu verstehen, in der es heißt: »Wir als antikapitalistische Jugendgruppe lehnen den Parlamentarismus (...) ab, weil er (...) lediglich als Kasperletheater zur Legitimation kapitalistischer Verhältnisse dient. Linke Politik wird unserer Meinung nach vor allem auf der Straße gemacht.«
Von einer solchen Meinung ist es nur ein kleiner Schritt zum brennenden Mittelklassewagen. Und wie entwickelte sich beim letzten deutschen Linksterrorismus doch gleich die »Gewalt gegen Sachen«?
Natürlich bedeutet es eine Stigmatisierung, ins Visier des Verfassungsschutzes zu geraten, und Anzahl und Auswahl der beobachteten Linkspolitiker sind sehr wohl kritische Fragen wert. Aber bitte, von einer Überwachung kann, jedenfalls bei Bundespolitikern, keine Rede sein. Der Verfassungsschutz darf gegenüber Abgeordneten nicht mehr als jede Zeitungsredaktion: Nachrichten sammeln, Reden anhören, Internetseiten studieren; alles andere wäre rechtswidrig.
Ob der Verfassungsschutz mehr getan hat, muss jetzt geklärt werden. Die Schwärzungen in der Verfassungsschutz-Akte von Gregor Gysi sind dafür noch kein Beleg. Für sie kann es eine einfache Erklärung geben: Sind in die Akte Aussagen von Personen eingeflossen, die nachrichtendienstlich überwacht werden, darf deren Identität nicht öffentlich werden, denn dann hätte sich die Überwachung erledigt. Diese Vorsichtsmaßnahme kann auch großflächige Schwärzungen rechtfertigen.
Staatliche Verdächtigung mag ein unangenehmes Signal sein. Ein Skandal ist sie nicht. Solange die Linke ihr programmatisches Spektrum nicht klärt, muss sie mit dem Radarstrahl des demokratischen Rechtsstaats leben.
Das trifft es einfach auf den Punkt. Wer den Kommentar der Zeit auf der Internetseite selbst mit allen Links und einem Contra hierzu nachlesen will:
http://www.zeit.de/2012/05/Beobachtung-Linkspartei-Pro

Bis demnächst

Kai





Quelle: www.greser-lenz.de

Die Sache mit dem Kreuzfahrtschiff...

...möchte ich hier nicht groß kommentieren. Dass die Reederei da möglicherweise tiefer mit drin steckt, habe ich mir von Anfang an schon gedacht. Aber ich habe gerade ein sehr böses zynisches Bild gefunden - zum brüllen. Deswegen muss ich es gleich mal posten:

Quelle: http://zombies-is-people-too.tumblr.com/page/5

Schönen Tag noch :-)

Kai

Freitag, 20. Januar 2012

Die Sache mit den Schuhen auf der Autobahn

Irgendwie sind sie jedem schon aufgefallen, aber so richtig Gedanken macht sich niemand darüber. Sie sind eine Erscheinung, einfach da, so wie ein Hundehaufen im Stadtpark oder ein zerknickter Regenschirm, der aus der öffentlichen Mülltonne ragt. Ich spreche von Schuhen. Nicht die, die sauber und gepflegt im Geschäft stehen oder die, die wir an den Füßen tragen und natürlich auch nicht die, die gerne in die Luft gehalten werden um "Verachtung" zu zeigen. Nein, hier geht es speziell um die Schuhe auf der Autobahn. Da ich täglich auf der Autobahn zur Arbeit fahre, fallen mir immer wieder herrenlose Schuhe auf. Sie liegen einfach da als hätten sie schon immer da gelegen. Meist sind es einzelne Exemplare, niemals Paare; mal ein einzelner Stiefel, mal ein Turnschuh, ein Badelatschen manchmal auch ein ziemlich alter abgetragener Lederschuh, der aussieht als könne er vom Krieg erzählen und dass man damals nichts hatte. Man sieht sie auch fast ausschließlich auf Autobahnen, kaum aber auf Landstraßen. Da findet man höchstens Pfandflaschen im Straßengraben, einen abgefahrenen Spiegel (und damit meine ich kein Nachrichtenmagazin) oder hier und da auch mal eine tote Katze mit diesen schönen offenen fleischfarbenen Wunden. Nein - Schuhe gibt's nur auf Autobahnen.

Ich frage mich dann immer, ob das wohl ein linker oder rechter Schuh war, an dem ich gerade vorbei gebraust bin, welche Schuhgröße das war und: wie mag wohl der Mensch aussehen, der ihn einst trug? Wenn ich mir diesen Menschen dann so vorstelle, frage ich mich weiter, wann und wie er bemerkte, dass sein Schuh abhanden gekommen war und wie es ihm dabei erging. Hat er's gleich gemerkt? Oder erst 100 km später? Hat er gesagt "Hoppla! Jetzt hab' ich meinen Schuh verloren; der liegt jetzt auf dem Asphalt und wir können nicht umkehren"? Das mit dem Umkehren wäre zumindest ein guter Ansatz für die Erklärung, warum es so häufig Geisterfahrer gibt. Klare Sache: Da hat mal wieder so ein Depp beim Fahren einen Schuh verloren und ist dann umgekehrt um ihn zu holen - damit es keine kalten Füßchen gibt. 

Doch nun tut sich die wichtigste Frage überhaupt auf: Auf welche Art und Weise hat sich der Vorgang des Verlierens zugetragen? Wie um alles in der Welt kann man mitten auf der Autobahn quer durch die Pampa einen Schuh verlieren (falls man überhaupt so ohne Weiteres einen Schuh verlieren kann - in der Stadt, im Wald, im Kino oder sonst wo passiert das ja vergleichsweise selten)? Zudem könnte es sich ja zur Abwechslung auch mal um einen Schal handeln, der da so herrenlos auf der Autobahn herumliegt, ein Hut vielleicht oder eine Jacke, eine Mütze - so etwas in der Art eben. Aber die Kleidungsstücke, die man relativ leicht verlieren kann, sieht man merkwürdigerweise nie auf der A9. Ein Phänomen auf das man die Reporter von "Galileo"  mal ansetzen sollte - da würde ich die Sendung sogar mal kucken.

Wenn man sich mit Anderen darüber unterhält kommt häufig als Erklärung: "Vielleicht fahren da ja im Sommer Leute auf dem Beifahrersitz mit und halten zur Kühlung die Füße aus dem Fenster und der Fahrtwind...." und so weiter und so weiter. Klar, im Sommer macht das fast jeder. Man sieht ständig offene Autofenster, aus denen Käsefüße heraus ragen, ein Klassiker. Vielleicht hat es damit aber auch eine andere Bewandtnis. Möglicherweise sind das Zeichen? So eine Art Schnitzeljagd für Erwachsene durch die gesamte Republik? Oder stecken die Illuminaten dahinter? Könnte es aber auch sein, dass ein Autofahrer seinem Ärger über das rücksichtslose Verhalten von so vielen LKW-Fahrern Luft gemacht hat, in dem er seinen Schuh aus dem offenen Fahrerfenster gehalten hat um diesem dann seine Verachtung zu zeigen, so wie das offenbar inzwischen Mode geworden ist, welcher ihm dann aus der Hand rutschte? Oder kann es auch Verachtung gegenüber der Autobahn selbst gewesen sein wegen der vielen Staus? Manche sagen, diese Schuhe blieben übrig nach schweren Unfällen mit Toten und Verletzten. Das müssen aber ganz schön viele derartige Unfälle sein. Verliert man bei einem Unfall seinen Schuh? Ziehen die Rettungskräfte einem Schwerverletzten einen Schuh aus? Oder einem Toten? Und wozu dann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich dabei um eine Art Mahnmal handeln soll, ich glaube dafür sind die Kreuze da. Nein nein, bestimmt werden den Toten, nachdem man sie mit einem weißen Tuch bedeckt hat, die Schuhe ausgezogen, damit die Seele raus kann. Wieder Andere vermuten, dass es sich um die Treter von LKW-Fahrern handelt. Nein, nicht weil den PKW-Fahrern diesmal Verachtung gezeigt wurde (was aber durchaus im Bereich des Möglichen liegt), sondern weil LKW-Fahrer offenbar immer mit mehreren Schuhpaaren unterwegs sind. Man sagt ja nicht umsonst "Berufskraftfahrer sind die Frauen unter den Männern". Der (hunds)gemeine Kraftfahrer an sich fährt gern mit Sandalen, oder diesen schicken LKW-Pantoffeln, die man für 100 Äpfel und 100 Eier an jeder Tanke kaufen kann. Beim Aussteigen dann, sei es zum Pinkeln, oder für einen kurzen Fahrzeug-Check ziehen sie sich dann andere Schuhe an. Verständlich. Wenn man mal raus geht, zieht man sich schöne Schuhe an, das macht man eben so. Es gibt auch Menschen, die meinen, es könnte sich bei den Autobahnschuhen um eine Werbemaßnahme von RENO oder Deichmann handeln. Eine Art "Product Placement im echten Leben" gewissermaßen. Möglich ist alles.

Was immer es mit diesen ganzen herrenlosen Latschen auf sich haben mag - irgendwann, so hoffe ich, wird ein gelangweilter Rentner all jene einsammeln und ganz nach Aschenputtel-Manier ihren Besitzern wieder zurückbringen. Wem der Schuh passt, der darf ihn behalten. Sollte sich der Schuhträger dennoch nicht finden, so gäbe es noch Lösungsansätze für die Anhängerkupplung am Auto. Man könnte so einen Schuh wunderbar über den Kugelkopf stülpen.

Zugegeben, es gibt wichtigere Fragen im Leben, aber ab und an mache ich mir eben auch über die ganz banalen Dinge des Alltags Gedanken.

Quelle: http://www.sbk-markt.de

Freitag, 13. Januar 2012

Die Sache mit dem Präsidenten

Tja, mit dem Präsidenten ist das derzeit auch so eine Sache. Momentan wird ihm ja übel mitgespielt - oder war das umgekehrt? Wer weiß, wer weiß. Auch wenn ich kein besonders großer Wulff-Fan bin (bitte verzeihen Sie mir, Herr Präsident), so bin ich dennoch der Meinung, dass er auf jeden Fall im Amt bleiben sollte. Ein Rücktritt würde außenpolitisch mehr Schaden anrichten als ein Nicht-Rücktritt innenpolitisch. Überall wird sinnbildlich gesagt: "Er hat dieses große Amt beschädigt". Aber wie groß ist das Amt? Zur Klärung der Frage schauen Sie sich, lieber Leser, einmal folgendes an:


Halten wir also kurz fest: Es handelt sich um unser Staatsoberhaupt, welches Empfänge gibt, Bändchen durchschneidet und Weihnachtsansprachen hält. Natürlich hat er auch wichtige Aufgaben. Der Bundespräsident fertigt die Gesetze aus, die der Bundestag beschließt. Die Verantwortung dafür liegt aber letzlich nicht bei ihm selbst, denn wenn der Präsident das Gesetz für nicht verfassungskonform hält, so kann er es entweder nicht ausfertigen und an den Bundestag zurückleiten oder es ausfertigen und dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vorlegen. Er hat aber selber kein Recht, das Gesetz für verfassungswidrig zu erklären.

 Er ist auch dafür zuständig, den Kanzler zur Wahl vorzuschlagen und später seine Minister zu ernennen und zu vereidigen bzw. sie zu entlassen.  Er kann den Kanzler aber nicht so ohne Weiteres entlassen. Um ihn aus dem Amt zu bringen ist schon ein erfolgreiches Mißtrauensvotum des Bundestages notwendig (in diesem Falle wäre er sogar dazu verpflichtet, den Kanzler zu entlassen und den neuen zu ernennen) oder eine verlorene Vertrauensfrage des Kanzlers, nach der der Präsident auf dessen Vorschlag hin den Bundestag auflösen kann.

Im Prinzip sind das alles wichtige Aufgaben; es gibt noch mehrere darüber hinaus. Aber er ist bei all diesen Entscheidungen von anderen Amtsträgern bzw. Gremien abhängig. Einzelne Anordnungen oder Verfügungen darf er nur mit Gegenzeichnung des Kanzlers treffen. Jetzt werden Kritiker sagen: "Das kann doch auch ein Anderer machen, dafür braucht man kein Staatsoberhaupt". Schon richtig, aber beleuchten wir mal, wieso es dieses Amt überhaupt gibt uns wie es sich bis heute entwickelt hat.

 Zur Zeit der Weimarer Reichsverfassung hat man das Amt des Reichspräsidenten installiert. Man tat dies deswegen, weil es einige Zweifler am demokratischen System gab, deren Herz immer noch an Wilhelm II hing. Sie waren die Monarchie gewohnt und wollten (vereinfacht gesagt) einfach weiterhin eine Nr. 1 im Lande haben. Durch den Reichspräsidenten war das möglich. Dieser hatte auch weitaus zahlreichere Befugnisse als unser heutiger Bundespräsident. Er konnte zum Beispiel den Kanzler stürzen. Das Hindenburg Hitler nicht seines Amtes enthob lag lediglich daran, dass Hindenburg alt und greis war, und aufgrund seiner schwer angeschlagenen Gesundheit nicht mehr in der Lage war, die Zusammenhänge zu erfassen. Nach dem Krieg hatte man in Anlehnung an die Weimarer Verfassung das Amt des Bundespräsidenten eingerichtet, mit weniger Befugnissen, dafür mehr davon für den Bundestag. Der Präsident war nunmehr noch eine "moralische Instanz", ein erhobener Zeigefinger der Politik und der Nation gewissermaßen.

 Der letzte, der diesen Job meiner Ansicht nach gut gemacht hat war Horst Köhler. Er kam nicht aus der Politik, wie etliche vor ihm. Er sprach deshalb auch unverblümt aus, was Politiker nicht hören wollten. Seine Aussage über freien Handel und Wirtschaftskriege erachte ich inhaltlich für absolut korrekt. Ob es allerdings richtig war, nach der daraus folgenden hagelnden Kritik einfach hinzuschmeißen, steht auf einem anderen Blatt.

Danach wollte man wieder einen Präsidenten der Politik haben. Ein Schwiegersöhnchen, das Sonntagnachmittag brav seine Käsesahne aufisst und anschließend Mutti den Bauch streichelt. Einer, der aufgrund seiner politischen Erfahrung selbst einfach mal die Klappe hält und nicht alles schlecht redet was so beschlossen wird. Der beste Kandidat für Frau Merkel war (so schien es zumindest) Wulff. Aber wie hoch kann eine moralische Instanz sein, die im Prinzip nur nachplappert oder gleich gar nichts sagt? Unter Wulff blieb der Zeigefinger immer unten. 

 Und jetzt kommt die Presse ins Spiel: Irgendwann fand irgendwer heraus, dass Wulff während seiner Zeit als Ministerpräsident da wohl wegen eines Privatkredites nicht alles angegeben hat. "Juristisch kann man ihm nichts vorwerfen" hieß es an allen Ecken und Enden. Anschließend hatte er wohl etwas aufgebracht die Mailbox der Bildzeitung voll gequasselt. Wieder hörte man "Juristisch kann man ihm nichts vorwerfen", aber da es diesmal auch um die Pressefreiheit ging, verlangte man eine Erklärung, die schlussendlich in dem berühmten Fernsehinterview mündete. Wenn man ihm nichts vorwerfen kann, braucht auch kein Stammtischexperte sagen: "Er muss sich an die Gesetze halten, wir müssen das ja auch". Diese Leute sollten in der Tempo-30-Zone (auch das ist Gesetz) mal auf den Tacho kucken und vor der eigenen Tür kehren. Man kann Wulff auch jetzt juristisch noch nichts vorwerfen. Moralisch vielleicht? Möglichwerweise schon, aber die Moral ist eben - im Gegensatz zum allgemein verbindlichen Recht - keine verbindliche Lebensordnung. Es ist auch in einigen Orten unmoralisch, Sonntags nicht in die Kirche zu gehen, aber juristisch belangt wird man dafür nicht. Vorallem sollte man nicht allzuviel Moral erwarten, von einem Amtsträger, der nie viel Moral ausgestrahlt hat. Da kann dann auch nicht viel beschädigt werden. Selbst ich könnte bei der Bild-Zeitung anrufen und versuchen, mit Drohungen einen schlechten Artikel über mich zu verhindern, verboten ist das nicht. Ob es mir etwas bringen würde steht aufgrund der Pressefreiheit selbstredend auf einem anderen Blatt.

Nun aber hat die Presse Blut geleckt. Jetzt wird recherchiert und gesucht was das Zeug hält. Immer neue Dinge tauchen auf. Mal heißt es, dass da wohl horrende Schadensersatzforderungen an Wulff gestellt werden, wegen irgendwelchen Geschäften aus seiner Zeit als Mitglied des VW-Aufsichtsrates. Heute lese ich von Widersprüchen wegen privater und dienstlicher Bonusmeilen. Es hat den Anschein, als wolle man den Bundespräsidenten gezielt herunterschreiben, ihn zum Rücktritt bewegen und so Macht der Medien demonstrieren und sich feiern. Hinzu kommt noch, dass die Arbeit der Presse ja nicht nur auf der Pressefreiheit fußt, nein, sie ist nebenbei bemerkt auch noch ein Millionengeschäft. Und wenn da ein Jouralist etwas neues entdeckt, was auf Seite 1 gedruckt werden kann, macht sich das schon gut. Denn man will ja das eigene Käsblatt möglichst oft verkaufen. Pressevertreter sagen aber: "Wir können überhaupt nichts dafür, habt mal etwas mehr Respekt, wir machen nur unseren Job". Ja, richtig, das macht Ihr. Ihr versucht Dinge aufzudecken, die mittlerweile gehörig nerven, die im Prinzip niemanden mehr interessieren, und wenn doch, dann nur deshalb, weil Ihr seit Wochen kein anderes Thema mehr kennt, obwohl es noch weitaus wichtigere gäbe. Aber was soll's, wenn's Geld bringt?

Die "hohe Verantwortung" und die "hohe moralische Instanz" muss jedenfalls niemand beschädigt sehen. Die Verantwortung an sich ist, wie oben erläutert, gar nicht so hoch. Die meiste davon dürfte unsere Kanzlerin haben. Die moralische Instanz ist mit Horst Köhler bereits baden gegangen, weil man mit Wulff einen Brävling, der der Politik nur Recht gibt ins Amt gebracht hat. Was soll da also noch beschädigt werden? Außenpolitisch wäre bei einem Rücktritt des Bundespräsidenten der Schaden größer, weil man in der Weltpolitik (und nicht nur bei den Despoten) ganz schön peinlich berührt da steht, wenn man innerhalb zweier Jahre zum zweiten Mal ein neues Staatsoberhaupt wählen muss.

Lasst den Mann ganz einfach in Frieden!

Gott zum Gruße

Kai Nermagmich

PS: Ich erinnere mal an die teils wirren Reden von Heirich Lübke, der zehn Jahre im Amt war und an die "Sangeskünste" des Herrn Scheel. Da hat sich merkwürdigerweise niemand wegen einer Beschädigung des Amtes erbost. *Scherzle*
Der Präsident

Die Sache mit den Schweinchen

Weibliche Schweine nennt man "Säue" oder "Sauen". Wobei sich das Wort "Sauen" meinen Recherchen zuflolge eher auf Wildschweine bezieht. Bleiben wir also beim normalen Schwein und bei den Säuen und der Sau. Man kann Perlen vor sie werfen, sie rauslassen; manche sind gesengt. Ebenso kann man jemanden zur Sau machen, manche legen dann Eier, geben Milch und Wolle. Oder man kann sie durchs Dorf treiben, was ja in unserem heutigen saustarken Medienrummel immer wieder und wieder geschieht.

Woher die Redensart historisch kommt, kann ich nur sauschlecht sagen. Möglicherweise gab es irgendwo einen Saustall oder Sauhaufen (Parallelen zur Gegenwart rein zufällig), und damit in diesen so nach und nach Ruhe einkehrt und sich alle wieder sauwohl fühlen können, wurde immer mal wieder eine durchs Dorf und dann sonstwo hin getrieben. Und die Leute standen außen rum, kuckten, klatschten Beifall oder schimpften. So etwas war dann schon saumäßig öffentlichkeitswirksam. Heute freilich treibt man sie nur noch sprichwörtlich, immer dann wenn etwas "in aller Munde" ist.

Getrieben werden heutzutage Drecksäue, Umweltsäue, Pistensäue, manchmal auch Saukerle und -hunde. Ja, sie werden durchs Dorf getrieben und alle Welt spricht dann saumäßig gern darüber, was der- oder diejenige wieder versaubeutelt hat. Solche Säue sind aber nicht nur Personen, sie können auch andere mehr oder weniger versaute Themen sein, wie Atomkraft, Lebensmittelskandale und andere Sauereien, die dann medial ausgeschlachtet werden. Und wenn wir dieser aktuellen Rampensau dann saumüde geworden sind sagen wir: "Bald wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben". Und genau so kommt es dann auch - saufrisch, saufrech, saugeil!

Wann immer also das weibliche Schwein her halten muss, sich durch Dörfer, Städte und die Medienlandschaft treiben zu lassen, werde ich eine kleine Sau posten, mit der aktuellen Sauerei betitelt. Das aber jetzt niemand den saudummen Fehler begeht mich falsch zu verstehen: Wenn ich beispielsweise eine Sau poste mit dem Titel "Guttenberg", soll das nicht heissen, dass Guttenberg eine Sau ist, sondern das der ganze Trubel um seine Person eben die derzeitige getriebene Sau ist. Es soll ja keiner beleidigt und damit sein Image eingesaut werden.

So entsteht dann eine saustarke Chronik, an der man immer ablesen kann, was zu welcher Zeit die aktuelle Sau war. Oink!

Mit versauten Grüßen

Kai Nermagmich






Die Sache an sich

Hallo, liebe Leser, Blogger, Interessierte und Zielgruppen, die ich ansprechen werde!

Ich richte hier einen Blog ein, in dem es darum geht, das aktuelle Zeitgeschehen wiederzuspiegeln, zu erklären, zu kommentieren und allgemein meinen Senf dazu zu geben. Ich werde mich politischen Themen widmen sowie auch Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Religion und Kultur. Es geht mir darum, zu versuchen, gewisse Zusammenhänge zu erläutern aber auch sartirisch auszuleuchten. Auch wird sich die eine oder andere Anekdote aus meinem Leben hier wieder finden. Sollte jemand unter Euch nichts anfangen können mit Ironie, schwarzem Humor und dergleichen, sollte derjenige diesen Blog auch nicht verfolgen. Ich bin weder Nazi noch Kommunist, kein Tierquäler, ich nehme keine Straftäter in Schutz und bin auch nicht für oder gegen eine bestimmte Religion. Vermeintliche verbale Angriffe sind als Satire und Ironie gemeint und sollten auch so verstanden werden.

Die Einträge selbst werden regelmäßig oder unregelmäßig erfolgen, je nach dem, wie ich gerade Zeit habe und wie brisant die derzeitige durchs Dorf getriebene Sau ist. Ich werde auch Bilder, Witze, Grafiken und Links posten. Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass ich nicht Eigentümer eventueller Bilder bin. Es erfolgen entsprechende Quellenangaben.

Zu meiner Person: 
Ich schreibe hier unter dem Pseudonym "Kai Nermagmich". Grundsätzlich kann ich zwar zu all dem stehen, was ich hier zum Besten gebe, jedoch muss ich aus beruflichen Gründen etwas vorsichtig sein, was die Ausübung der auch mir selbstverständlich zustehenden Meinungsfreiheit betrifft. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich meine wahre Person in den schier unentlich tiefen Untiefen des www versteckt halte. Nur so viel: Ich bin Mitte 30, männlich und lebe im wunderbaren Freistaat Bayern. Ich führe ein ganz normales Leben, schaufle Schnee im Winter und im Sommer mähe ich den Rasen, was in meiner Nachbarschaft zumeist eine Mäh-Kettenreaktion auslöst. Ich bin ein ganz gewöhnlicher kleiner Mitbürger, der nur ein bisschen mitreden will :-)

Viel Spass erstmal

Kai Nermagmich